Statik war im 17. Jahrhundert, in welches die Erbauung der Ivener Kirche fällt, nicht unbedingt das Hauptthema. Und wie in allen Zeitepochen fast bis ins 21. Jahrhundert ist Nachhaltigkeit erst in den letzten Jahrzehnten in den Fokus gerückt. Das brachte für die evangelische Kirche in Iven sichtbare negative Folgen im Verlauf der Jahrhunderte.
Die vom Lehnsmann Felix Friedrich von Flemming im 18. Jahrhundert in Auftrag gegebene barocke Innenausstattung inklusive bemalter Balkendecke sind bis heute ein echter Hingucker. Aber der Zahn der Zeit nagte am Kirchengebäude. Das Kirchenschiff drängte beidseitig nach außen und der Dachstuhl war ein marodes Durcheinander das mit Feuchtigkeit, Holzwurm und Schimmel zu kämpfen hatte. Es war feucht im Inneren und Hausschwamm breitete sich aus.
Sicher wäre die Kirche in Iven schon eine Weile wegen Baufälligkeit geschlossen, wenn die Gemeindemitglieder nicht aktiv geworden wären. Eine Dachaufsattelung wurde notwendig und eine Sicherung des Kirchenschiffs. Ein erster Bauabschnitt in 2018/19 umfasste die erste Hälfte der Dachstuhlsanierung. Mit dem zweiten Bauabschnitt soll nun die zweite Dachstuhlhälfte instand gesetzt werden. Zusammen mit einer Dachneudeckung und der Regenwasserableitung standen schnell über 300.000 Euro an Sanierungskosten im Raum.
Durch Mittel des Strategiefonds des Landes MV, des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, der Stiftung Kirchliches Bauen und Eigenmittel der Kirchgemeinde konnte ein Großteil der zu erwartenden Kosten abgedeckt werden.
Heute, am Freitag, dem 13. Januar 2023 hatte sich der Parlamentarische Staatssekretär Heiko Miraß in Iven angemeldet um einen Förderbescheid des Landes aus dem Vorpommernfonds in Höhe von 30.000 Euro zu übergeben. Begleitet wurde er vom Landtagsabgeordneten Marcel Falk (SPD).
Vor Ort in der Kirche in Iven empfingen die beiden Politiker die Menschen rund um die Sanierung: Pastor Helge Jörgensen, die Landwirtin und stellvertretende Vorsitzende der Friedenskirchengemeinde Kristine Fischer, der Architekt Christian Peters aus Neustrelitz, der Baubeauftragte des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises Ekkehard Wohlgemuth aus Stralsund, die Baubeauftragte der Friedenskirchengemeinde Krien, Susanne Ehrlinger, die Küsterin in Iven Adelheit Korinth, Kirchengemeindemitglied Johanna Gadow, die Nordkurier Journalistin Mareike Klinkenberg und das NDR Kulturjournal.
Nach einem kurzen WarmUp durch Architekt Christian Peters, der durch die statischen Details der Aufsattelung des Dachstuhls führte, übernahm Kristine Fischer die Vorstellung der barocken Ausstattungen der Kirche in Iven. Sie kommt regelrecht ins schwärmen wenn sie über den um 1740 entstandenen Altar oder das beidseitige Patronatsgestühl erzählt. Deutlich sichtbar macht sie die oft filigrane und aufwendige Detailkunst am Original und im Vergleich zu eher einfach gestalteten Ausbesserungen über die Jahrhunderte.
Heiko Miraß & Marcel Falk waren aufmerksame Zuhörer und hatten viele Fragen zum Kulturdenkmal in Iven. Kristine Fischer ließ es sich nicht nehmen an der aufwendig gestalteten Kanzel und den dort sichtbaren Darstellungen Vergleiche mit dem 21. Jahrhundert zu ziehen. Angela Merkel als Engelsgesicht an der Ivener Kanzel ließ die beiden Politprofis schmunzeln. Wer nun dachte die Begehung sei beendet, hatte den Dachstuhl vergessen.
Um die Kirche herum von Westen betritt man den Kirchturm und kommt zum Dachstuhl. Licht von der Taschenlampe bzw. einer Baustellenlampe die Christian Peters mitführte zeigten den Weg. Eine alte Holztreppe und eine Leiter führten nach oben zur neuen Aufsattelung des Dachstuhls. In schwindelnder Höhe standen die Mutigen (alle) und Heiko Miraß balancierte gar auf den offenen Dachquerbalken. Man konnte sehen: schwieriges Terrain ist für ihn kein Problem.
Nach der erfolgreichen Abstiegskletterei gab es in der Kirche einen kleinen Imbiss mit Kaffee und Tee. Heiko Miraß übergab die Unterlagen zur Förderung durch das Land Mecklenburg-Vorpommern an Pastor Helge Jörgensen. Kristine Fischer beantwortete die Frage nach dem zeitlichen Abschluss der Sanierungsarbeiten mit etwa 2045. Bis dahin müssen allerdings noch viele Spender oder Geldgeber gefunden werden um die weiteren Schritte – die Sanierung des Kirchturms und die Restaurierung der barocken Innenausstattung – komplett zu realisieren. Mit allen guten Wünschen ausgestattet machten sich die beiden Herren auf den Weg zum nächsten Termin an diesem Freitag Vormittag im Januar 2023.
Ein herzliches Dankeschön für die Vorbereitungen und den Imbiss in der Kirche gehen an Küsterin Adelheit Korinth und Johanna Gadow. Aber auch an alle oben genannten Beteiligten die sich für die Führung die Zeit genommen hatten.